Die Vergabe des neuen FIFA Peace Prize an Donald Trump hat die Aufmerksamkeit der Fußballwelt weit über das Sportliche hinaus gelenkt. Offiziell soll die Auszeichnung für Engagement in Fragen des Friedens stehen. Tatsächlich eröffnet sie eine Diskussion darüber, wie die FIFA ihren Einfluss versteht und welche Rolle politische Signale heute im globalen Fußball spielen.

Die Veranstaltung am vergangenen Freitag in Washington war mehr als eine Show. Sie war ein Moment, in dem sichtbar wurde, wie eng Sport und politische Kommunikation inzwischen miteinander verwoben sind. Ein Preis ohne transparente Kriterien, ein Preisträger mit hoher Symbolkraft und ein Verband, der sich selbst in Szene setzt, werfen Fragen nach Motivation und Wirkung auf.

In dieser Ausgabe analysieren wir, was diese Entscheidung über die FIFA verrät, wie verschiedene Medien sie einordnen und welche Bedeutungen sich daraus für den Fußball ergeben. Es geht um Deutungshoheit, um Macht und um die Frage, wie der Sport sich in einer zunehmend politischen Welt positioniert.

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Eine letzte Kurve

Die Verleihung des Friedenspreises an Donald Trump zeigt, wie radikal sich die FIFA von jeder Form glaubwürdiger Selbstkontrolle verabschiedet hat. Ein Verband, der Arbeitsmigranten ignorierte, die One-Love-Binde verbot und politische Neutralität predigt, erfindet plötzlich einen Preis, um einem mächtigen Präsidenten zu schmeicheln. Das ist kein Ausrutscher, sondern eine Machtdemonstration. Die FIFA nutzt ihre Bühne, um Nähe zu politischen Akteuren herzustellen, die ihr strategisch nützen, und erzählt dabei die Geschichte von Frieden und Einheit, obwohl sie selbst kaum bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

Die mediale Einordnung fiel dementsprechend deutlich aus. Der Kicker spricht von einer „gruseligen Anbiederung“, internationale Stimmen nennen Infantinos Verhalten „erniedrigend“ und „peinlich“, die ZEIT beschreibt den Abend als Trump-und-Infantino-Show, in der der Fußball zur dekorativen Kulisse verkommt. Selbst humorvollere Beiträge entlarven die Entscheidung als Farce. Gemeinsam zeichnen sie das Bild eines Verbandes, der die Deutungshoheit über den Fußball beansprucht, indem er Ereignisse orchestriert, Bedeutungen setzt und Kritik damit fast schon einkalkuliert. Die Botschaft ist klar: Je größer die Show, desto kleiner die Bereitschaft zur Selbstreflexion.

Für den Fußball hat das Folgen, die weit über eine missratene Veranstaltung hinausgehen. Wenn ein Weltverband politische Nähe nicht nur akzeptiert, sondern aktiv inszeniert, verschiebt sich der Rahmen, in dem der Sport überhaupt stattfindet. Die FIFA definiert, was wichtig ist, welche Narrative gelten und wo moralische Grenzen gezogen werden. Damit entsteht ein Machtgefälle, in dem Staaten, Präsidenten und Interessenverbände mehr Einfluss gewinnen als Fans, Spieler oder Werte. Die Frage ist deshalb nicht mehr, ob der Fußball politisch ist, sondern wer bestimmt, welche Politik er sichtbar macht. Und ob der Sport bereit ist, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen.

Danke, dass du SLALOM heute begleitet hast. Wir hoffen, die Kurve hat sich gelohnt.

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Bis nächsten Montag!

Dein SLALOM-Team

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